Die kleinen Stars der großen Chefs – Gewürze und Kräuter in der Schwangerschaft
Wenn du schwanger bist, verändert sich deine Perspektive auf die Welt in vielfacher Hinsicht – auch beim Umgang mit Gewürzen und Kräutern in der Küche. Denn es gibt eine ganze Reihe von Gewächsen, die dein Wohlbefinden und das Wohl deines Ungeborenen beeinträchtigen können. Hier erfährst du mehr über den Verzehr von Gewürzen in der Schwangerschaft.
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Gewürze und Kräuter – immer maßvoll genießen
Sie sind aus der Küche kaum wegzudenken. In der Sterneküche wird bis auf die molekulare Ebene damit experimentiert. Und beim Entwickeln raffinierter Speisen mit genüsslichen Aromen achten gute Köchinnen und Köche stets darauf, dass der Verzehr ihrer Kreationen gut verdaulich ist. Dabei können die kleinen, fein dosierten Geschmackszutaten helfen.
Aber die Tatsache, dass nicht „mit vollen Händen“ gewürzt wird, verrät schon, dass es sich um sehr wirksame Mittel handelt und das Maß entscheidend ist. „Die Dosis macht das Gift“, wusste schon der Schweizer Arzt und Heilkundler Paracelsus im 16. Jahrhundert. Manche Gewürze und Kräuter stehen in dem Ruf, dass sie während der Schwangerschaft gemieden werden sollen, andere gelten als nützlich. Welche sind das?
Vorsicht mit diesen Zutaten, wenn du schwanger bist
Die Schwangerschaft ist ein Großprojekt des weiblichen Körpers, hormonell bedingt verändert sich dabei vieles. Manche Frauen berichten davon, dass sich sogar ihr Geschmacksempfinden in dieser Zeit verändert hat und empfindlich auf bestimmte Aromen reagierte. Vielleicht ein Signal des Körpers, lieber sparsam mit Gewürzen umzugehen und manches ganz zu meiden? Es ist gut, wenn du in so einer Situation auf deinen Körper hörst.
Die gute Nachricht aber ist, dass du in der Schwangerschaft kaum auf Aromahelfer in den üblichen Dosierungen verzichten musst. Du solltest aber zur Sicherheit auf aromatisch angereicherte oder gar ätherische Öle verzichten, weil diese unter Umständen zu hoch konzentrierte Stoffe enthalten, die frühzeitige Wehen auslösen könnten, z. B. Petersilienöl, Salbei, Piment und Anis.
Sind Chili, Curry und Zimt in der Schwangerschaft tabu?
Die meisten Fragen von Schwangeren zu Gewürzen beziehen sich auf scharfes Essen. In Maßen genossen ist das gänzlich unbedenklich. Wenn du also Lust auf ein scharfes Chiligericht hast, musst du auch jetzt nicht darauf verzichten. Das gleiche gilt für Curry. Neben Kurkuma sind darin bis zu einem Duzend weitere Inhaltsstoffe enthalten, die dich mit Nährstoffen versorgen.
Wenn deine Schwangerschaft aber von medizinischer Seite, z. B. wegen Kontraktionen oder Blutungen, als schwierig gilt, solltest du bestimmte Zutaten nur sehr sparsam einsetzen bzw. ganz auf sie verzichten. Durch die anregende Wirkung von scharfem Essen auf die Durchblutung greifst du dann besser zu mildem Curry. Weitere Zutaten wie Paprika sollten als Biovarianten verwendet werden, um die Belastung durch Schwermetalle auszuschließen.
Maßvoll solltest du auch bei Zimt sein, denn ihm wird eine wehenfördernde Wirkung nachgesagt. Mit Zimt verfeinerte Speisen im üblichen Umfang zu genießen, ist jedoch ungefährlich und sogar ganz gut für die Verdauung. Besonders das Weihnachtsgebäck wird vielfach mit Zimt verfeinert. Ob Spekulatius oder Apfelstrudel – in der Adventszeit wird gern mit Zimt gebacken. Dennoch muss man schon eine sehr große Menge Zimtsterne zu sich nehmen, damit es zu vorzeitigen Wehen kommt.
Ein weiteres Risiko bei Zimt – ob schwanger oder nicht – ist die Art des Gewürzes, das aus der Rinde des Zimtbaums gewonnen wird. Denn Zimt ist nicht gleich Zimt. Zimt enthält den sekundären Pflanzenstoff Cumarin, und je nach Art des Zimts unterscheidet sich die Konzentration.
So enthält der günstigere und deshalb im meisten Industriegebäck verarbeitete Cassia-Zimt aus China und Indonesien bis zu hundertmal so viel Cumarin als der teurere Ceylon-Zimt aus Sri Lanka. Cumarin kann zu Erbrechen, Kopfschmerzen und Schwindel führen und sogar Leberschäden verursachen. Kritische Mengen werden aber bei haushaltsüblichem Verzehr nicht erreicht. Und wer will schon – bei aller Vorfreude auf das Weihnachtsfest – mehr als eine Packung Zimtsterne am Tag verdrücken?
Kein Verzicht auf gut Gewürztes
Nicht nur in der Weihnachtszeit sind Kardamom, Ingwer und Muskat sehr beliebte Gewürze zur Verfeinerung von Mahlzeiten. In normalen Mengen sind sie tatsächlich auch unbedenklich und bringen Geschmacksvielfalt auf den Teller; Ingwer hilft sogar gegen Übelkeit. Aber insbesondere von der Muskatnuss ist bekannt, dass ihr Pulver in höheren Dosen schädlich ist. Ab ungefähr fünf Gramm wird Muskat für den menschlichen Organismus sogar zum lebensgefährlichen Gift. Dennoch spricht nichts dagegen, den Spinat oder die Gemüsepfanne weiterhin mit einer Prise Muskat zu verfeinern.
Nützlich in kleinen Mengen
Petersilie ist ein geschmacksintensives Kraut, das nicht nur verdauungsanregend wirkt, sondern auch noch voller Vitamine, Mineralien und Eisen steckt. Dennoch solltest du vom Verzehr größerer Mengen (ab einem halben Bund) Abstand nehmen, denn Petersilie kann dann zu Gebärmutterkrämpfen führen und Frühwehen auslösen.
Auch Basilikum ist aus der modernen Küche kaum wegzudenken. Als Pesto ist es beliebt und praktisch, wenn es mit der Pasta mal ganz schnell gehen muss. Basilikum enthält viel Vitamin C, daneben Kalzium, Mangan und Eisen, allerdings eben auch Estragol, das in größeren Mengen zellverändernd wirken kann. Deshalb ist es ratsam, auf das geliebte Basilikumpesto in der Schwangerschaft zu verzichten.
Zum Glück gibt es ja viele Alternativen, z. B. Bärlauchpesto, das ebenfalls viele Vitamine und Mineralstoffe enthält. Aber Vorsicht: Verzichte bitte darauf, den Bärlauch selbst zu pflücken, da die Verwechslungsgefahr mit Herbstzeitlosen relativ groß ist und tödlich enden kann. Ein paar Löffel davon in Soßen- oder Pestoform führen zu einer schweren Vergiftung. Zudem solltest du wissen, dass sich oftmals Toxoplasmose-Parasiten auf dem Gewächs ansiedeln. Werden Bärlauchblätter ungenügend gereinigt, kann dies zu einer Infizierung führen. In zu großen Mengen kann Bärlauch Krämpfe auslösen.
Helfer in der Not
Wenn du während deiner Schwangerschaft Schlafprobleme hast oder sogar an vorzeitigen Wehen leidest, solltest du das natürlich zuerst mit deiner Ärztin bzw. deinem Arzt besprechen. Gleichwohl gibt es auch einige Gewürze und Kräuter, die dir – vernünftig dosiert – helfen können.
Baldrian und Lavendel wirken sich bekanntermaßen schlaffördernd und beruhigend aus. Bei Einschlafproblemen könnte z. B. ein Lavendelkissen eine Option für dich sein. Und bei Kontraktionen helfen auch Melisse und Hopfen.
Verdauungshelfer gut dosieren
Kümmel ist ein wirklich toller Verdauungshelfer, der entkrampfend auf den Magen-Darm-Trakt wirkt und gegen Blähungen hilft. Dafür reichen schon geringe Mengen aus. Gut so, denn wenn es zu viel Kümmel wird, kann das Gewürz die Gebärmutter stimulieren und Kontraktionen auslösen. Wenn du also schon ein paar Probleme mit Frühwehen oder Blutungen während der Schwangerschaft hast, verzichte besser darauf. Viele Ärztinnen und Ärzte raten ohnehin dazu, in den ersten 13 Wochen (1. Trimester) der Schwangerschaft ganz auf Kümmel zu verzichten.
Und wie steht es mit Knoblauch? Dass die Knolle so gesund ist und bei geringem Einsatz tolle Geschmacksnoten ans Essen zaubert, macht sie so beliebt. Knoblauch senkt den Blutdruck und obendrein noch den Cholesterinspiegel. Außerdem wirkt Knoblauch gegen schädliche Pilze im menschlichen Organismus und stimuliert die Verdauung. Er hilft sogar bei Magenkrämpfen und bakteriellem Durchfall. In der Schwangerschaft sollte die Begeisterung für Knoblauch aber nicht zu knollenweiser Dosierung führen, denn durch seine blutverdünnende Wirkung kann Knoblauch das Blutungsrisiko vergrößern.
Aber wer sich einmal beim Kochen nach Rezept oder durch jugendlichen Leichtsinn vertan hat und ein bis zwei Knollen statt Zehen in die Tomatensoße gegeben hat, ist ohnehin wegen des über Tage anhaltenden Geruchs aus jeder Pore von der Versuchung übermäßigem Knoblauchkonsums geheilt. Ganz sicher.