Multiple Sklerose Schwangerschaft und Stillzeit - geht das?
In Deutschland sind nach Angaben der Krankenkassen ungefähr 240.000 Menschen an der unheilbaren Krankheit Multiple Sklerose (MS) erkrankt. Frauen sind dabei mit fast 70 Prozent deutlich häufiger betroffen als Männer. Bei ihnen bricht die Krankheit oft zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr aus – also genau zu der Zeit, zu der viele Frauen ein Kind bekommen möchten. Während früher an MS erkrankten Frauen von einer Schwangerschaft abgeraten wurde, weiß man heute: Multiple Sklerose und eine Schwangerschaft schließen einander nicht aus.
Multiple Sklerose und Kinderwunsch
Als MS-Patientin solltest du deinen Kinderwunsch unbedingt mit deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin sowie deinen weiteren behandelnden Ärzten und Ärztinnen besprechen. Generell gilt, dass eine erkrankte Frau ihre Krankheit mindestens ein Jahr im Griff haben und schubfrei sein muss, bevor sie ihren Kinderwunsch umsetzt. Hinzu kommt, dass die Behandlung mit einigen MS-Medikamenten (wie beispielsweise Immunsuppressiva oder Immunmodulatoren) bereits Monate vor einer Schwangerschaft abgesetzt werden müssen, damit die Medikamente das ungeborene Kind nicht schädigen können.
Davon abgesehen bestehen keine besonderen Risiken hinsichtlich einer Schwangerschaft. Als MS-Patientin mit Kinderwunsch kannst du genauso ein gesundes Baby bekommen und auch eine Einschränkung deiner Fruchtbarkeit besteht nicht. Wie jede andere Frau mit Kinderwunsch, solltest du jedoch jetzt mit der Einnahme eines Folsäurepräparats (z. B. Folio 1 basic) beginnen, um deinen Körper auf die bevorstehende Schwangerschaft vorzubereiten.
Multiple Sklerose Schwangerschaft: Risiko für Schübe
Besteht nicht ein höheres Risiko für Schübe, wenn ich bei Multipler Sklerose während der Schwangerschaft meine Therapie aussetze?
Das Gegenteil ist der Fall! Untersuchungen haben gezeigt, dass aufgrund der Hormonumstellung während der Schwangerschaft die MS-Schubrate kontinuierlich abnimmt – um bis zu 80 Prozent im letzten Trimester. Dies liegt vermutlich an der drosselnden Wirkung der Schwangerschaftshormone auf das Immunsystem. Dadurch wird verhindert, dass der Körper den Embryo oder die Plazenta als Fremdkörper betrachtet und abstößt. Sollte doch ein Schub während der Schwangerschaft auftreten, kann dieser mit Kortison behandelt werden.
Multiple Sklerose bei Geburt und in der Stillzeit
Auch hinsichtlich der Geburt besteht kein erhöhtes Schubrisiko für MS-Patientinnen. Weder die Geburt selbst noch eine mögliche Peridualanästhesie (rückenmarksnahe Betäubung zur Schmerzstillung) haben Einfluss darauf.
Ab wann du deine Multiple Sklerose Therapie nach der Geburt wieder aufnimmst, entscheidest du gemeinsam mit deinem Neurologen oder deiner Neurologin. Leider kann während der Einnahme der meisten Medikamente nicht gestillt werden, weshalb deine Ärzte/Ärztinnen und du die Entscheidung über den Therapiebeginn abwägen solltet.
Gut zu wissen ist dabei, dass wenn du dein Baby ausschließlich stillst, die Aktivität der MS reduziert werden kann. Studien haben gezeigt, dass Mütter, die ihr Baby nach der Geburt ausschließlich stillten, seltener einen Schub erlitten, als Mütter, die nicht stillten oder daneben ihr Kind mit Formula fütterten. Grund hierfür sind vermutlich wie zuvor in der Schwangerschaft die Hormone, die in der Stillzeit den Beginn des weiblichen Zyklus nach der Geburt hinauszögern. Mit Ende der (ausschließlichen) Stillzeit pendeln sich die Hormone wieder ein und das Schubrisiko steigt. Deshalb sollten alle Frauen mit Multipler Sklerose, die unter MS leiden, nach der Stillzeit ihre Therapie wiederaufnehmen.
Hatte bei dir jedoch die Multiple Sklerose vor und während der Schwangerschaft einen sehr aktiven Verlauf und eine hohe Schubrate, sollte die Therapie in der ersten Woche nach der Geburt wieder aufgenommen werden. Damit ist ausgeschlossen, dass du dein Baby stillen kannst.