Schwangerschaftsvergiftung: Ursachen, Symptome, Behandlung
Eine Schwangerschaftsvergiftung (Gestose) sollte direkt behandelt werden. Sie stellt für die werdende Mutter und das Kind möglicherweise eine Gefahr dar. Deswegen ist es wichtig zu wissen, welche Symptome auf eine Schwangerschaftsvergiftung hindeuten, wie ihr vorgebeugt werden kann und wie die Behandlung aussieht.
Die Schwangerschaftsvergiftung – was ist das?
Der Begriff Schwangerschaftsvergiftung ist eigentlich veraltet. In früheren Jahren gab es die Theorie, dass bestimmte Stoffe, die während einer Schwangerschaft im Körper der Frau freigesetzt werden, eine Vergiftung auslösen könnten. Heute wissen Mediziner und Medizinerinnen, dass dies nicht zutrifft. Bei einer Schwangerschaftsvergiftung (Gestose) handelt es sich um Anpassungsstörungen des Körpers an die Veränderungen, die während einer Schwangerschaft auftreten.
Es werden zwei Formen von Gestosen unterschieden. Frühgestosen treten bereits in der Frühschwangerschaft auf und können bis zum fünften Monat andauern. Spätgestosen treten typischerweise nach der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) auf. Gestosen gehen meist mit einem zu hohen Blutdruck einher. Zu den Gestosen zählen u. a. die Gestationshypertonie, die Präeklampsie, die Eklampsie, die Pfropfgestose und das HELLP-Syndrom.
Die Schwangerschaftsvergiftung – Ursachen
Wie kommt es zu Gestosen in der Schwangerschaft? Abschließend ist dies noch nicht erforscht. Mediziner und Medizinerinnen gehen aber davon aus, dass unter anderem eine Störung der Plazenta eine Rolle spielt. Das kann zu Veränderungen an Blutgefäßen führen, was wiederum das Immunsystem aktiviert. Die Folge: Flüssigkeit tritt aus Gefäßen aus, Wassereinlagerungen bilden sich und die Blutgerinnung wird aktiviert.
Leidet die Schwangere an Schwangerschaftsbluthochdruck und findet sich Eiweiß im Urin, spricht man von einer Präeklampsie. Aus einer schweren Präeklampsie kann sich das sogenannte HELLP-Syndrom entwickeln. Wenn Frauen, die bereits vor ihrer Schwangerschaft an Bluthochdruck oder einer Nierenerkrankung leiden, nach der 20. SSW noch weitere Symptome einer Gestose entwickeln oder diese sich verstärken, spricht man von einer Pfropfgestose.
Die Schwangerschaftsvergiftung – Risikofaktoren
Rein theoretisch kann jede Frau eine Schwangerschaftsvergiftung erleiden. Bestimmte Risikofaktoren begünstigen aber eine Gestose, wie z. B.
- Gestose in früherer Schwangerschaft
- Mehrlingsschwangerschaften
- Erste Schwangerschaft
- Blutgerinnungsstörungen
- Autoimmunerkrankungen
- Nierenerkrankungen
- Diabetes mellitus
- Adipositas
- Alter <18 oder >40 Jahre
Die Schwangerschaftsvergiftung – Symptome
Neben erhöhtem Blutdruck, der typisch für jede Schwangerschaftsvergiftung ist, gibt es weitere Symptome, die je nach vorliegender Gestose variieren.
Zu den Symptomen einer Präeklampsie zählen u.a. das Vorkommen von Eiweiß im Urin, eine eingeschränkte Nierenfunktion, das Auftreten eines Lungenödems (Wassereinlagerung in der Lunge), Sehstörungen oder auch Wachstumsverzögerungen beim ungeborenen Kind.
Eine schwere Komplikation der Präeklampsie stellt das sogenannte HELLP-Syndrom dar. Dieses ist gekennzeichnet durch
- Hämolyse (Zerfall) der roten Blutkörperchen (Hemolysis)
- Erhöhte Leberenzyme (Elevated Liver Enzymes)
- Verringerte Anzahl an Blutplättchen (Low Platelet Count)
Die Symptome eines HELLP-Syndroms umfassen zusätzlich zu den bei der Präeklampsie aufgeführten Symptomen Oberbauchschmerzen auf der rechten Seite, neurologische Symptome wie starke Kopfschmerzen, Doppelbilder und Augenflimmern sowie starke Übelkeit.
Die Eklampsie stellt eine akute Komplikation der schweren Präeklampsie dar. Hier treten zusätzlich zu den bereits beschriebenen Symptomen Krampfanfälle bei der Schwangeren auf.
Da bei einer Gestose möglicherweise beide (Mutter und Kind) in Gefahr sind, sollten alle Symptome, die auf eine Schwangerschaftsvergiftung hinweisen sehr ernst genommen und gynäkologisch abgeklärt werden.
Die Schwangerschaftsvergiftung – Behandlung
Die Art der Behandlung hängt davon ab, welche Gestose vorliegt. Leidet die schwangere Frau unter Wassereinlagerungen in den Beinen, ist es meist ausreichend, diese hochzulegen, Kompressionsstrümpfe zu tragen oder 37 Grad warme Bäder zu nehmen. Wenn ein leichter Schwangerschaftsbluthochdruck ohne andere Symptome besteht, kann dieser ambulant mit blutdrucksenkenden Medikamenten therapiert werden. Auf alle Fälle sollte Stress vermieden werden. Ist der Bluthochdruck zu hoch oder besteht der Verdacht auf ein HELLP-Syndrom, kann ein Krankenhausaufenthalt sinnvoll sein, um dort die werdende Mutter zu überwachen und gezielt zu behandeln. Wird eine Präeklampsie festgestellt, besteht die einzige Möglichkeit der Behandlung oftmals darin, das Kind vorzeitig auf die Welt zu bringen.
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Die Schwangerschaftsvergiftung - wann wird das Kind geholt?
Hat die schwangere Frau die 37. SSW bereits vollendet, wird die Geburt des Kindes meist eingeleitet. Sollte das Baby allerdings vorher entbunden werden – zu einem Zeitpunkt an dem die Lungenreifung des Kindes noch nicht abgeschlossen ist – wird die Lungenreifung zuvor durch die Gabe eines Cortison-Präparates beschleunigt.
Die Schwangerschaftsvergiftung – Vorsorge
Um generell einer Schwangerschaftsvergiftung vorzubeugen, wird bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen ab der 20. SSW bei allen schwangeren Frauen der Urin auf Eiweiß getestet und der Blutdruck kontrolliert.
Sollte bei der werdenden Mama in einer früheren Schwangerschaft bereits eine Schwangerschaftsvergiftung wie Präeklampsie oder eine ähnliche Erkrankung aufgetreten sein, wird vorsorglich ab der 16. SSW bis zur 34. SSW mit Acetylsalicylsäure behandelt. Damit soll das Risiko für eine erneute Schwangerschaftsvergiftung bis zur 37. SSW gesenkt werden.
Video: Die Schwangerschaftsvergiftung
Die Schwangerschaftsvergiftung - Prognose
Jede Schwangerschaftsvergiftung verläuft individuell. Demnach sind auch die Prognosen unterschiedlich. Liegen schwere Fälle einer Gestose vor, können Mutter und Kind in Gefahr sein, weshalb der gynäkologischen Kontrolle eine hohe Bedeutung zukommt. Nach Entbindung des Kindes klingen die Beschwerden meist rasch ab und der Blutdruck der Mutter erholt sich innerhalb der ersten Tage. In einigen anderen Fällen können allerdings auch schwerwiegende Verläufe auftreten.