Neurodermitis bei Babys
Neurodermitis bei Babys kann für Mutter und Kind eine Herausforderung darstellen. Neurodermitis (auch atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis genannt) ist eine chronische-entzündliche, nicht ansteckende, schubartig auftretende Hauterkrankung. In Deutschland sind ungefähr 13% der Kinder sowie 2-3% erwachsener Menschen davon betroffen. Besonders häufig tritt Neurodermitis in den ersten Lebensjahren auf. Die Erkrankung ist nicht heilbar, mit der richtigen Behandlung allerdings gut therapierbar.
Leidet dein Baby unter Neurodermitis, ist die schützende Hautbarriere chronisch gestört. Die Hautzellen deines Babys teilen sich zu schnell und entwickeln sich dabei nicht vollständig. Dadurch kommt es zu feinen Hautrissen, die Haut verliert zu viel Feuchtigkeit. Sie ist nicht mehr richtig gegen das Eindringen von Krankheitserregern geschützt.
Video: Neurodermitis bei Babys
Neurodermitis bei Babys: Ursachen
Etwa 90% der betroffenen Kinder erkranken vor ihrem fünften Lebensjahr an Neurodermitis. 60% leiden bereits vor dem ersten Lebensjahr daran, 50% schon in den ersten sechs Lebensmonaten.
In vielen Fällen bessert sich die Neurodermitis bei Kindern vor dem Schulalter oder bis zur Pubertät, manchmal bleibt sie aber bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Die Ursachen für Neurodermitis bei Babys sind noch nicht geklärt. Es gibt jedoch einige Erkenntnisse aus der Medizin.
- Leidet ein Elternteil unter Neurodermitis, besteht ein 40%-iges Risiko, dass auch das Baby daran erkrankt. Sind beide Elternteile erkrankt, steigt das Risiko auf 60-80% an.
- Allergien wie Asthma und Heuschnupfen in der Familie erhöhen das Risiko für Neurodermitis bei Babys.
- Nach dem Abstillen kann es zu Neurodermitis kommen.
- Umweltfaktoren (wie Hausstaub, Tierhaare, Pollen) spielen ebenfalls eine Rolle.
- Babys aus Industrieländern mit hoher Schadstoffbelastung sind häufiger betroffen.
- Unverträglichkeit von Nahrungsmitteln (z.B. Nüsse oder Milchprodukte).
Neurodermitis bei Babys: Anzeichen
Ein erstes Anzeichen einer Neurodermitis bei Babys kann der Milchschorf sein. Milchschorf äußert sich durch seine Rötung und Krustenbildung im Gesicht, der behaarten Kopfhaut und in Arm- und Kniebeugen. Kommt es zu einem Schub, können sich diese Ekzeme am ganzen Körper ausdehnen. Diese Ekzeme jucken meist sehr stark, was für das Baby natürlich sehr unangenehm ist. Ein Aufkratzen der Haut sollte auf alle Fälle vermieden werden, denn das würde diese nur weiter schädigen und offene Hautstellen könnten sich entzünden.
Hat dein Baby also rötliche, schuppige, spannende, trockene oder nässende Haut, könnte dies auf Neurodermitis hindeuten.
Neurodermitis bei Babys: Befund
Vermutest du eine Neurodermitis bei deinem Baby, solltest du einen Hautarzt oder eine Hautärztin aufsuchen. Sind andere Hautkrankheiten, Allergien, Schuppenflechte, Pilzerkrankungen oder Ekzeme ausgeschlossen, wird folglich meist die Diagnose Neurodermitis gestellt. Da etwa jedes dritte Kind, das unter einer Neurodermitis leidet, auch eine Lebensmittelallergie hat, sollte ein Test auf Lebensmittelunverträglichkeiten ebenfalls durchgeführt werden.
Die genaue Analyse des Ist-Zustandes ist der erste Schritt zur Besserung. Hautärzte und Hautärztinnen haben für die Therapie der Hauterkrankung einen Stufenplan entwickelt. Dabei entsprechen die Stufen jeweils einem speziellen Hautzustand bzw. Schweregrad und Ausdehnung des Ekzems: von chronisch (Stufe 1) über subakut (Stufe 2) bis hin zu akut (Stufe 3). Wir erläutern kurz die einzelnen Stufen, damit du weißt, wie die Behandlung bei Neurodermitis deines Babys aussehen könnte.
Neurodermitis bei Babys: Stufe 1 – Basistherapie
Bei Stufe 1 leidet dein Baby unter trockener und schuppiger Haut, die auch minimal gerötet sein kann und ein wenig juckt. Ekzeme sind nicht vorhanden. Bei dieser Stufe ist eine regelmäßige Hautpflege notwendig, die am besten mit wirkstoff- und parfumfreien Cremes, Salben und Lotionen durchgeführt wird. Die Pflegepräparate sollten einen rückfettenden Effekt haben und Auslöser bzw. Faktoren, die die Neurodermitis verstärken könnten, sollten vermieden werden.
Neurodermitis bei Babys: Stufe 2 – Basistherapie + Zusätze
In Stufe 2 ist die Neurodermitis subakut. Die Haut ist meist sehr trocken und Rötungen (zum Teil mit Kratzspuren) sind zunehmend zu sehen. Es treten an einigen Körperstellen nässende Ekzeme auf. Der Juckreiz ist in diesem Stadium schon sehr belastend für das Baby. Jetzt helfen zusätzlich zu den Basistherapeutika äußerlich anzuwendende Cremes und Salben mit schwach wirksamen Glukokortikoiden (Kortison-Präparate). Keimhemmende Wirkstoffe (wie Chlorhexidin oder Octenidin) werden ebenso eingesetzt wie juckreizstillende Stoffe (z.B. Polidocanol).
Neurodermitis bei Babys: Stufe 3 – Basistherapie + Antientzündliche Therapie
In Stufe 3 bedecken (mäßig schwere) Ekzeme größere Teile des Körpers. Sie sind sehr hartnäckig und der Juckreiz ist kaum auszuhalten. Oftmals ist diese Stufe auch durch nässende Hautareale gekennzeichnet. Zusätzlich zu den zuvor beschriebenen Maßnahmen werden in diesem Fall stärker wirksame Kortison-Präparate und/oder Calcineurinhemmer (wie Tacrolimus oder Pimecrolimus) verschrieben.
Man findet auch in 4 Stufen eingeteilte Stufenpläne zur Therapie der Neurodermitis. Dabei beschreibt die letzte Stufe Behandlungsmethoden, die bei dauerhaft ausgeprägten Ekzemen zur Anwendung kommen. Hier werden zusätzlich zu den in den Stufen 1 bis 3 getroffenen Maßnahmen Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva) wie beispielsweise Ciclosporin A.
Neurodermitis bei Babys: Nicht verzagen, Arzt oder Ärztin fragen!
Sicherlich wirst du nach Erhalt der Diagnose Neurodermitis bei deinem Baby zuerst verunsichert und besorgt sein. Erhaltet ihr aber rechtzeitig eine passende ärztliche Begleitung sowie geeignete Methoden und Tipps zur Pflege und Versorgung der Haut bei den unterschiedlichen Hautzuständen, solltet ihr bald einen routinierten Umgang mit der Erkrankung finden. Wir wünschen euch alles Gute!